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Historie (Napoleon & Co)

Hier erfahren Sie in groben Zügen einiges über das (Über)Leben in unserem Ort Rolfshagen, all diese Informationen stammen aus dem Buch "Rolfshagen - ein Dorf erinnert sich" (Verfasser Heinrich Held). Wenn Geschenkideen für die unterschiedlichsten Anlässe fehlen sollten, das hervorragende Buch ist bei Papier & mehr oder über den Verein "Rolfshagen Aktiv e. V." für 15,-€ käuflich zu erwerben. Die folgenden Originaltexte sind Auszüge aus diesem Buch, welches allerdings selbst sehr viel tiefgreifender auf die Geschichte Rolfhagens eingeht...

1: In grauer Vorzeit
2: Erste Einzelhöfe
3: Die Entwicklung bis zum 30.jährigen Krieg
4: Rolfshagen im 30jährigen Krieg
5: Nach dem 30jährigen Krieg
6: Rolfshagen im 7jährigen Krieg. (1756 – 1763)
7: Entwicklung nach dem Siebenjährigen Krieg
8: Rolfshagens Bauernsöhne im Amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg

9: Die Leineweber
10: Napoleon in Rolfshagen
11: Von der Bauernkolonie zum Industriearbeiterdorf
12: Die Bauern werden frei - die Ablösungsgesetze
13: Rolfhagens Auswanderer
14: Die ersten Gewerbe- und Handwerksbetriebe
15: Rolfhagens Gaststätten
16: Technische Entwicklung auf den Höfen
17: Der Feuerschutz in Rolfshagen
18: Die Arbeitslosenzeit
19: Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg
20: Die Sommergäste
21 Das Bergbad Sonnental
22 Das kirchliche Leben in Rolfshagen
23 Die Schule, Tochter der Kirche
24 Die Schule nach 1945
25 Die Turmuhr von Rolfshagen
26 Vereinsleben


In grauer Vorzeit
Das offizielle Alter eines Ortes zählt nach der ältesten aufgefundenen Nennung des Ortsnamens in einer Urkunde oder einem ähnlichen Schriftstück (Ersterwähnung). Für Rolfshagen trifft dieses zwischen 1304 und 1324 zu. Im Lehnsregister des Bischofs Gottfried von Minden wird in dieser Zeit zweimal der Hof zum Hohenfelde (Homvelde) in Rolfshagen (Rolveshaghen) genannt. [zum Seitenanfang]

Erste Einzelhöfe
Die Edlen von Deckbergen hatten im Borsteler Bruch drei Höfe angelegt, die später die Namen „Kattenbruch“, „Struckhof“ und „Huckesholl“ trugen. Sie gehörten vom Anfang an zur Kirche Deckbergen. Um die erste Jahrtausendwende entstanden drei weitere Einzelhöfe. Sie wurden nach ihrem Standort benannt. Der Hof zum Hohen Felde, der Bredehof und der Horsthof. Hatten die Menschen bis dahin nur einen Namen, den wir heute Vornamen nennen, so gaben sie sich jetzt zur Unterscheidung einen Zunamen. Die Besitzer der Höfe waren die Meier. Der Meier vom Struckhof war also der Struckmeier, der vom Horsthof der Horstmeier usw. Der Struckhof lag im südöstlichsten Teil Rolfshagens. Im Osten grenzte er an die Felder des Kattenbruchs, im Westen an den Bredehof. Im Süden war die Aue die Grenze. Ein Eichenwald in der Welle war die Abgrenzung nach Norden zu den Hagenhöfen. [zum Seitenanfang]

Die Entwicklung bis zum 30.jährigen Krieg
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts existierten in Rolfshagen nur die vier alten Einzelhöfe, die sieben Hagenhöfe, der Kuhlhof, der Hukesholl und die Schwarze Mühle. Laut einer Steuerliste aus dem Jahre 1550 lebten zu der Zeit auf den 13 Höfen (ohne Schwarze Mühle) 51 erwachsene Personen. [zum Seitenanfang]

Rolfshagen im 30jährigen Krieg
Von nun an zogen laufend fremde Heere durch das Schaumburger Land. Von direkten Kriegshandlungen blieb Rolfshagen während des ganzen Krieges verschont. Trotzdem waren am Ende des Krieges alle Höfe zerstört. Wahrscheinlich war das Jahr 1625 das erste Jahr, in dem die Bauern von Rolfshagen Plünderung und Zerstörung über sich ergehen lassen mussten. Zu all den Nöten kam 1626 und 1636 auch noch die Pest. Durch die Einquartierungen war sie von den Landsknechten eingeschleppt.
Die Pest raffte viele Menschen dahin. Wie viele es in Rolfshagen waren, lässt sich nicht mehr feststellen. In den „Schaumburger Amtsrechnungen“ aus dem Jahre 1646 wird die Einwohnerzahl Rolfshagens mit 14 Mann angegeben. [zum Seitenanfang]

Nach dem 30jährigen Krieg
Im Jahre 1747 zählte man in Rolfshagen 25 Haushalte. Vom Ende des 30jährigen Krieges bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756, also in 108 Jahren, entstanden in Rolfshagen nur acht weitere Brinksitzerstellen. Rolfshagen fiel mit in die neue Grafschaft Schaumburg unter dem Landgrafen von Hessen-Kassel. Die Bauern in Rolfshagen waren von Anfang an nicht glücklich über die neue Zugehörigkeit. Nicht in erster Linie, weil nun ihre westliche Dorfgrenze zugleich auch Landesgrenze war, sondern Grund für Unzufriedenheit und Ärger waren die merklich höheren Steuern.Und auch der kleinste Bauer in Rolfshagen musste zahlen. Für die Gründung neuer Höfe oder Hausstellen blieb kein Geld übrig. [zum Seitenanfang]

Rolfshagen im 7jährigen Krieg. (1756 – 1763)
In dieser Zeit bekam auch Rolfshagen den Krieg zu spüren. Zwar fand hier keine Schlacht statt, doch die Einquartierung forderte ihre Opfer an Geld, Gut und Menschen. [zum Seitenanfang]

Entwicklung nach dem Siebenjährigen Krieg
Mitte des 18. Jahrhunderts bestand schon die Schulpflicht. Bis zum Ende des siebenjährigen Krieges hatte Rolfshagen noch kein Schulgebäude. Gleich nach Kriegsschluss errichtete man das 29. Haus. Dieses war das erste Schulgebäude in Rolfshagen. Es hatte einen Unterrichtsraum, damals Schulstube genannt und eine Lehrerwohnung.  [zum Seitenanfang]

Rolfshagens Bauernsöhne im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Bauernsöhne, die nicht den väterlichen Hof erbten, also Zweit- und Drittgeborene, wurden von ihrem Landesherren zu Wehr- und Kriegsdiensten angeworben. Der Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel hatte in Rinteln das Füsilierregiment von Lossberg stationiert. Hier hatten auch Bauernsöhne aus Rolfshagen ihre Soldatenpflicht abzuleisten. Der Landgraf in Kassel benötigte viel Geld für privaten Luxus. So machte er mit den Soldaten seine Geschäfte. Er verlieh ganze Regimenter an andere Staaten, die gerade Soldaten brauchten und kassierte dafür viel Geld. Viele Deutsche Söhne kehrten nicht zurück. Fern ihrer Heimat in einem fremden Kontinent mussten sie ihr Leben lassen. Der Landgraf baute mit dem „Blutgeld“ das Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel. [zum Seitenanfang]

Die Leineweber
Ob auf den Höfen oder bei den Brinksitzern, im 18. Jahrhundert klapperte in Rolfhagen in fast jedem Haus ein Webstuhl. Dabei machte keiner dem Anderen Konkurrenz. Auf den Höfen webte man wie seit Generationen einfaches schlichtes Leinen für den Eigenbedarf.
Bettzeug, Leibwäsche, Hemden und Jacken, alles wurde aus dem gleichen Leinen genäht. Auf den Höfen war es die Arbeit der Alten, der Großmütter und Großväter, den Webstuhl zu bedienen. Die Berufsleineweber versorgten zwar auch ihre eigene Familie mit Leinen, hauptsächlich aber verkauften sie es an Händler, die in regelmäßigen Abständen ins Dorf kamen. Zweit- und drittgeborene Söhne oder auch Schwiegersöhne der Bauern hatten auswärts bei einem Meister die ganze Kunst der Leineweber gelernt. Sie kamen nach Rolfshagen zurück und konnten sich als Brinksitzer niederlassen. Als solche hatten sie in der Regel weniger als einen Morgen Land. Für ihren Flachsanbau mussten sie vom Bauern Land pachten; gelegentlich konnten sie auch Flachs von Bauern kaufen. [zum Seitenanfang]

Napoleon in Rolfshagen
Gleich dreimal begegnen wir Napoleon in Rolfshagen. Genauer gesagt, seinem Namen. Als erstes ist da der Straßenname „Napoleonstraße“ zu nennen. Erst 1836/37 wurde diese Straße gebaut. Sie hat zwar eine historische Bedeutung, aber nicht in Verbindung mit Napoleon.
Die zweite Begegnung mit Napoleon findet man alle zwei Jahre beim Rolfshäger Schützenfest: „Das Napoleonspiel“. Hier handelt es sich allerdings um Napoleon III. Seitdem es dieses Spiel gibt, ist der Verlauf stets der gleiche. Nach der Schlacht auf dem Hohen Felde wird Napoleon III. von den Schützen gefangen genommen. Mit dabei war schon immer der Doktorwagen mit den Doktoren. Den Ursprung dieses „Napoleon Spieles“ in Rolfshagen wird man bei Veteranen des Deutsch/Französischen Krieges 1870/71 zu suchen haben. Hier wird nämlich das Geschehen vom 2. September 1870 auf den Höhen bei Sedan exakt nachgespielt. Zwei Deutsche Armeen besiegten die Franzosen und nahmen Napoleon gefangen. Für die damaligen Kriegsteilnehmer spielte der Doktorwagen eine große Rolle. Sie erlebten zum ersten Mal die Anwendung der Genfer Konventionen von 1864. Ärzte und Sanitäter kümmerten sich an vorderster Front um die Verwundeten. Männer, gekennzeichnet mit einem roten Kreuz auf weißer Armbinde, waren auf einem Kriegsschauplatz neu. Verständlich, dass die Veteranen von 1870/71 diese „Doktoren“ als festen Bestandteil in die Rolfshäger Napoleonspiele aufnahmen und dieses auch von späteren Generationen bis heute beibehalten wurde.
Die dritte Begegnung mit dem Namen Napoleon in Rolfshagen ist die „ Napoleontanne“. Besser gesagt, sie war es; denn heute steht an ihrer Stelle ein Gedenkstein. Bis 1945 stand oberhalb der „Süßen Mutter“, dort wo heute die Straße nach Krainhagen abzweigt, eine riesige Fichte. Sie überragte alle Bäume und war weithin sichtbar. In den letzten Kriegstagen 1945 wurde sie von einer englischen Panzergranate getroffen. Warum und wann die Napoleontanne ihren Namen bekam, weiß man nicht.  [zum Seitenanfang]

Von der Bauernkolonie zum Industriearbeiterdorf
Die ersten Fabrikarbeiter in Rolfshagen waren die Schmiedegesellen auf dem Eisenhammer. Als der Glasmacher Conrad Storm im Sommer 1799 von der Kurfürstlich Hessischen Regierung in Kassel die Genehmigung zur Errichtung einer Glasfabrik bei Obernkirchen erhielt, kaufte er sofort ein Grundstück oberhalb der Stadt am Waldrand direkt am Wege nach Rolfshagen. Storm brachte etwa 15 Glasmacher mit. An Hilfskräften benötigte er noch einmal die vierfache Zahl an Arbeitern. Glaspfleger, Heizer (Schürer genannt), Korbmacher und andere. Arbeiter aus Rolfshagen hatten keinen langen Weg bis zur Glasfabrik. Bei den im Anfang etwa 80 Beschäftigten waren dann auch eine ganze Anzahl junger Männer aus Rolfshagen. Sie hatten bislang als Tagelöhner gearbeitet oder waren gerade schulentlassen und wurden nun Industriearbeiter in der Glasfabrik. Manche verrichteten nur Hilfsarbeitertätigkeiten, während andere Korbmacher lernten. Für die Glasschmelze brauchte man in der neuen Glashütte viele Kohlen. Um den erhöhten Bedarf zu decken, musste das Bergwerk zusätzlich Bergleute ausbilden. Die Söhne der Bergleute, sofern sie das 18. Lebensjahr vollendet hatten, wurden bevorzugt. So stieg auch in Rolfshagen die Zahl der Bergleute.
Durch erhöhte Bautätigkeit um 1835 stellten die Steinbruchbesitzer auf dem Bückeberg mehr Steinhauer ein. In Rolfshagen wurden die Bauplätze knapp. Es hatte sich ein Dorfkern zwischen Breinhof und Horsthof gebildet. Um 1890 lebte fast die Hälfte der Rolfshäger Einwohner zu dieser Zeit von der Arbeit im Bergbau und Glashütten. 1961 wurde der Bergbau in unserer Region endgültig stillgelegt. Stollen und Schächte sind im Bückeberg nicht mehr auffindbar. Nur sehr wenig erinnert noch an unsere Bergleute. An den Ortseingängen grüßen die Schilder „Glück auf Rolfshagen“, die auf Anregung eines Einwohners gestaltet und aufgestellt wurden. [zum Seitenanfang]

Die Bauern werden frei - die Ablösungsgesetze
Erst durch das Ablösungsgesetz von 1832 hatten die Bauern die Möglichkeit, freie Eigentümer zu werden. Auf Antrag konnten sie sich freikaufen. Als Kaufpreis hatten sie das zwanzigfache aller Abgaben und Leistungen eines Jahres, in Geldwert umgerechnet, zu zahlen. In Hessen, also auch in Rolfshagen, war der Kaufpreis nur das 18fache. [zum Seitenanfang]

Rolfhagens Auswanderer
Das neunzehnte Jahrhundert war das Jahrhundert der Auswanderer. Aus Rolfshagen wanderten von 1832 bis 1893 115 Personen (einschl. Kinder), deren Namen bekannt sind, legal nach Amerika aus. Die Zahl der Auswanderer, die von Rolfshagen nach Amerika illegal ausreisten, kann man nur schätzen. Es kann die doppelte Anzahl, aber auch mehr, gewesen sein. [zum Seitenanfang]

Die ersten Gewerbe- und Handwerksbetriebe
Der erste Krämerladen in Rolfshagen wird 1866 erwähnt. 1895 waren unter den damals gezählten 872 Einwohnern Rolfshagens schon die wichtigsten handwerklichen Berufe zu finden. Die Banngesetze standen seit 1872 nicht mehr im Wege, um einen Handwerksbetrieb
zu eröffnen. Als Schuhmacher, Schneider, Tischler, Stellmacher oder Metzger hatten sie zum Teil schon die Meisterprüfung abgelegt. Handwerksbetriebe waren zu der Zeit in Rolfshagen aber kaum existenzfähig, wenn nicht noch eine weitere Einnahmequelle vorhanden war. So waren die meisten Schuhmacher z. B. Bergleute.
Es folgten eine Schlachterei- und Fleischereibetrieb, Schneiderwerkstatt, Schuhfabrik, Bau- und Möbeltischlerei, eine Stellmacherei, eine Schmiede und ein Maurerbetrieb. [zum Seitenanfang]

Rolfhagens Gaststätten
Im Jahre 1601 beantragte in Rolfshagen noch niemand eine Schankerlaubnis. Die ersten Konzessionen wurden in Rolfshagen erst im 19. Jahrhundert erteilt.
- Die Gastwirtschaft „Zum Krug“ ,(Heutige Straßenbezeichnung: Zum Horsthof 4) Die älteste Gastwirtschaft, damals noch Schenke oder Krug genannt, bestand in Rolfshagen bereits vor dem 7. März 1832.
- Die Gastwirtschaft „Zum Kühlen Grund“ (noch heute vorhanden in der Napoleonstraße)
- Die „Gastwirtschaft zur deutschen Tanne“ (Heute Zum Bückeberg Nr.15)
- Die Gastwirtschaft „Zur frischen Quelle“ (heute Restaurant „Salve“)
- Die Gastwirtschaft „Zur Friedenslinde“ (heute Rolfshagener Straße 42)
- Hotel, Café und Restaurant Dohm (Restaurant in der Nähe des Freibades)
- Gastwirtschaft Bauer (Gastwirtschaft in der Kirchstraße 4)
- Gastwirtschaft Käpt´n Aue (heute Welle Nr. 27)
- Die Gastwirtschaft „Süßen Mutter“ (noch heute vorhanden)
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Technische Entwicklung auf den Höfen
Muskelkraft und Pferdestärken erledigten Jahrhunderte die schwere Arbeit auf dem Bauernhof. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Korn noch mit dem Dreschflegel ausgedroschen und mit der Wurfschaufel vom Spreu getrennt. Um 1880 kamen die ersten
kleinen Dreschmaschinen auf. Um 1900 kamen die ersten Grasmäher (Balkenmäher) auf den Markt. 1905 gab es auf dem Breinhof schon den ersten Getreidemäher mit Selbstablage. Die ersten Drillmaschinen übernahmen die Aussaat. 1921 wurde Rolfshagen an das Stromnetz des Elektrizitätswerkes „Wesertal“ in Hameln angeschlossen. Anfang 1922 war jedes Haus mit Elektrizität versorgt. Für die Bauern und Handwerker bedeutete die Elektrifizierung in erster Linie Arbeitserleichterung. Heuwender und Düngerstreuer, vor allem aber die Bindemäher machten es möglich, dass viele Feldarbeiten von einer Person ausgeführt werden konnten. 1937 wurde in Rolfshagen der erste Ackerschlepper angeschafft (Lanz–Bulldog, 25 PS). Erst nach dem Kriege kamen stärkere Ackerschlepper von verschiedenen Herstellern auf den Markt, die inzwischen Traktor oder Trecker genannt wurden. Die weitere Technisierung in der Landwirtschaft bis hin zum Mähdrescher, erfolgte dann in Riesenschritten. [zum Seitenanfang]

Der Feuerschutz in Rolfshagen
Jeder männliche Hausbesitzer war zu Feuerlöschdiensten verpflichtet und hatte einen Ledereimer (siehe Foto) bereitzuhalten. Im Brandfall wurden Eimerketten vom nächsten Teich, Brunnen oder Feuerlöschkolk bis zum Brandherd gebildet. Später kam eine handbetriebene Pumpe hinzu. Bis zum Jahr 1894 bildeten die Gemeinden Borstel, Poggenhagen, Bernsen und Rolfshagen einen sogenannten Spritzenverband. Das erste „Spritzenhaus“ im kam Jahre 1894 mit einer „Cylinderweite“ von 100 mm. Ein neues, größeres Spritzenhaus wurde 1922/23 als Haus Nummer 141 direkt neben der Schule gebaut. Nachdem Rolfshagen eine Wasserleitung erhalten hatte, wurden in den Jahren 1929 und 1930 auch die ersten Hydranten gesetzt. Somit war man bei der Wasserversorgung nicht mehr nur auf die Feuerlöschkolke angewiesen. Am 12. Juni 1934 trafen sich Rolfshäger Bürger um die „Pflichtfeuerwehr“ durch eine freiwillige Feuerwehr zu ersetzen. Im Jahr 1954 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus am jetzigen Standort im Horstsiek unterhalb der Badeanstalt errichtet. Groß genug um 3 Jahre später das erste Löschgruppenfahrzeug (LF 8), einen gebrauchten Opel Blitz, aufzunehmen. 1958 wurde zusätzlich eine Tragkraftspritze angeschafft, so dass die Wehr zu diesem Zeitpunkt optimal ausgerüstet war. Für die neuen Fahrzeuge und einen notwendig gewordenen Schulungsraum wurde das Gerätehaus 1973 sowie 1984 erweitert bzw. umgebaut. Der letzte große Umbau erfolgte in den Jahren 2006 und 2007.  [zum Seitenanfang]

Die Arbeitslosenzeit
1927 hatte Rolfshagen 968 Einwohner, die sich auf 267 Haushalte verteilten. 16 Haushaltsvorstände waren Bauern, 62 gingen zum Bergwerk, 49 arbeiteten in der Glasfabrik Schauenstein und 26 Männer gingen einer anderen nichtselbständigen Beschäftigung nach.
Selbständig als Handwerker, Händler, Gastwirte, Musiker und anderes, waren weitere 26 Haushaltsvorstände. Die restlichen 81 setzten sich aus Witwen und Invaliden zusammen. 7 von den nichtselbständigen Arbeitern, z. B. Bergleute, hatten als Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft, die etwa den früheren Köthnerstellen gleichzusetzen waren. Im 20. Jahrhundert nannte man sie „Kuhbauern“. Addiert man alle nichtselbständigen Haushaltsvorstände, so sind es insgesamt 137. Das ist das Achteinhalbfache der Anzahl der Bauern. In diesen Zahlen spiegelt sich noch einmal deutlich die Entwicklung Rolfshagens zum Industriearbeiterdorf im 19. Jahrhundert wider. Außerdem lässt sich erahnen, mit welcher Härte Rolfshagen, im Vergleich zu reinen Bauerndörfern, in den folgenden Jahren von der Arbeitslosigkeit betroffen war.
Die arbeitslosen Rolfshäger nannten sich oft Erwerbslose statt Arbeitslose. Damit wollten sie sagen, dass sie jeden Tag irgendwelche Arbeit verrichteten, aber ohne Lohn.
Nachdem die Inflation überstanden war, gab es ein kurzes wirtschaftliches Aufblühen. Auch Rolfshagen profitierte davon. Die kommunale Gemeinde kaufte Land und legte 1928 in Rolfshagen einen Friedhof an. [zum Seitenanfang]

Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg
Die Zeit nach Kriegsende 1945 brachte erneut einen starken Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten, die hier blieben und heimisch wurden.Sie bekamen staatliche Fördermaßnahmen um sich ein neues Haus zu bauen zu können. So wurden neue Baugebiete ausgewiesen in der Dorfmitte in Richtung Rinnehof (Blumenstraßen), und die Siedlung (Baumstraßen) wuchs mit ihren Häusern mit der Borsteler Siedlung am Bückeberg zusammen, so dass dort heute fast 600 Menschen wohnen. In den 50er/60er Jahren wurden auch ausländische Gastarbeiter und politische Flüchtlinge hier sesshaft.
Um 1950 gab es in Rolfshagen mit der „Süßen Mutter“ 5 Gastwirtschaften, 2 Schlachtereien, 3 Schneidereien, 2 Bäckereien, 3 Textilgeschäfte, 3 Lebensmittelläden, 4 Läden der Konsumgenossenschaft, 1 Baugeschäft, 2 Busunternehmen.  [zum Seitenanfang]

Die Sommergäste
Fast wäre Rolfshagen zum anerkannten Luftkurort geworden, wenn nicht der zweite Weltkrieg und seine Folgen den so verheißungsvollen Anfängen des Fremdenverkehrs in Rolfshagen ein jähes Ende gesetzt hätten.  So war die Übernachtungszahl in den Sommermonaten des Jahres 1936 in Rolfshagen auf insgesamt etwa 1.100 angestiegen. Es wurden Hausprospekte gedruckt und in den Reisebüros größerer Städte, wie z. B. Bremen, ausgelegt. Auch durch Zeitungsanzeigen machte man weiterhin auf Rolfshagen im schönen Weserbergland aufmerksam. Es waren insbesondere die Bremer Gäste, die sich in Rolfshagen wohlfühlten. Die Übernachtungszahl stieg 1937 in den sechs Pensionen Rolfshagens insgesamt auf etwa das Doppelte des Vorjahres. Im Kriegssommer 1941 konnte man weit mehr als 3.000 Übernachtungen von Sommergästen verzeichnen.  [zum Seitenanfang]

Das Bergbad Sonnental
In der Ratssitzung am 22. März 1951 fiel die Entscheidung für den Bau einer Badeanstalt in Rolfshagen. Der Sportverein und der CVJM Rolfshagen und weitere Bürger des Dorfes halfen im „Hand- und Spanndienst“ bei den Erdarbeiten. So entstand am Südhang des Bückeberges das „Bergbad Sonnental“, durch das Rolfshagen weit über seine Grenzen hin bekannt werden sollte. Die feierliche Eröffnung des Bades fand am 21. Juni 1952 statt. Seitdem entwickelte sich das Bad immer mehr zu einem Treffpunkt für alle Altersgruppen. Es sollte auf jeden Fall 50m Wettkampflänge erhalten. So einigte man sich auf die Maße 50m x 20m inklusive Nichtschwimmerbereich und Sprunggrube.
In den 80er Jahren, als Schwimmmeister Olschewski in den Ruhestand ging, drohte die Schließung des Bades. Die DLRG Rolfshagen übernahm die Initiative.Das Bad entsprach einfach nicht mehr dem Stand der Technik. Hier konnte nicht mehr repariert werden, es gab nur zwei Möglichkeiten: Schließung oder komplette Renovierung. Nach nur 16-monatiger Bauzeit und Sanierungskosten von insgesamt 2,1 Mio. DM, aufgeteilt auf drei Haushaltsjahre, wurde das neue Freibad am 22. August 1990 feierlich eingeweiht. Im Jahr 1995 bauten die Rolfshäger in Eigenleistung eine Beachvolleyballanlage auf die erweiterte Liegewiese und erhöhten damit noch einmal die Attraktivität des Bades. Im Jahr 2001 wurden Solaranlagen für die Badewasser- und Duschwasserbeheizung eingebaut.   [zum Seitenanfang]

Das kirchliche Leben in Rolfshagen
Die frühere kirchliche Zugehörigkeit Rolfshagens ist eng mit der Entstehung des Dorfes verbunden. Die früh von den Edlen von Deckbergen im Borsteler Bruch angelegten drei Höfe gehörten seit ihrer Gründung zur Kirche Deckbergen. Die westlicher gelegenen drei Einzelhöfe und die Hagenhöfe wurden von Obernkirchen ausgehend angelegt. Seit ihrer Gründung gehörten ihre Bewohner daher zur Kirche Obernkirchen. Auch alle später in Rolfshagen errichteten Hausstellen zählten zur Kirchengemeinde Obernkirchen. Zu Gottesdiensten, Taufen oder Trauungen musste man nach Norden oder Süden über den Berg zu seiner Kirche. Auch die Verstorbenen wurden in Deckbergen und Obernkirchen bestattet.
Als Rolfshagen im Jahre 1912 ein neues Schulgebäude bekam, wurde die Abhaltung eines Sonntagsgottesdienstes, einmal im Monat in einem Schulraum, vertraglich festgelegt. 1928 hatte die kommunale Gemeinde einen Friedhof in Rolfshagen angelegt. Die Enge des Schulraumes und der Schulbänke waren unbefriedigend und konnten kein Dauerzustand sein. Am 21. Oktober 1952 konnte der erste Spatenstich für die Christuskirche Rolfshagen erfolgen. Alles musste mit Hacken, Schaufeln und hölzernen Schubkarren geschehen. Am 14. März 1954 wurde die CHRISTUS KIRCHE ZU ROLFSHAGEN in einem überfüllten Festgottesdienst durch Landessuperintendent Larsch geweiht. 
Das Jahr 2000 brachte für die Kirchengemeinde eine gravierende Änderung. Das so genannte „verbundene Pfarramt“ wurde eingeführt. Praktisch heißt das, dass die Kirchengemeinden Kathrinhagen und Rolfshagen gemeinsam ein Pfarramt und auch gemeinsam nur eine Pfarrstelle haben.   [zum Seitenanfang]

Die Schule, Tochter der Kirche
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wurde in Rolfshagen im Jahre 1764 unter der Nr. 29 das erste Schulhaus erbaut. Neben einer Schulstube von etwa 17 mal 20 Fuß (ca. 30m2) Größe, hatte das Haus eine Lehrerwohnung. Vor 1764 fand der Schulunterricht im Winter in den Bauernstuben statt. Im Sommer war es nach wie vor schwierig, die Kinder in die Schule zu bekommen. Die Arbeit auf Hof und Feld hatte Vorrang. Bis 1851 war die Schülerzahl in Rolfshagen auf 76 angestiegen und der Schulraum reichte nicht mehr aus und man beschloss einen Neubau. 1853 wurde die bisherige Schule abgebrochen und an gleicher Stelle, unter der gleichen Hausnummer 29, ein größerer Bau errichtet. Hatte der alte Schulraum eine Größe von 340 Quadratfuß, so war der neue 21 mal 29 Fuß (ca. 55 m²) groß, also rund 80 % größer.
1895 wurde ein zweites Schulhaus gebaut. Die stark angestiegene Schülerzahl machte es erforderlich. Es hatte die Hausnummer 100 auf der Zankenburg, heute Rolfshagener Straße 8. Bis 1905 trugen die Kirchen und Kommunen die Kosten der Schulen noch gemeinsam. Durch das Volksschul-Unterhaltungsgesetz vom 28.07.1906 erfolgte die Kommunalisierung der Volksschule. Die politischen Gemeinden wurden verpflichtet, die nun konfessionslosen Schulen ganz zu unterhalten.  [zum Seitenanfang]

Die Schule nach 1945
Der Unterricht nach Kriegsende begann im Herbst 1945. Vom 01.01.1947 bis zum 31.12.1949 wurde in der Grundschule eine Schülerspeisung durchgeführt. Jeweils in der großen Pause erhielten die Schüler eine Milchspeise. 1951 betrug Schülerzahl 231 Schüler, 123 Knaben und 108 Mädchen. Im Jahr 1962 konnte das Richtfest für den ersten Schulerweiterungsbau gefeiert werden. Die Einweihung dieses Anbaus erfolgte am 27.11.1963. Die nachträgliche vorgebaute Eingangshalle der Schule stocke man um einen Zeichensaal auf. Schon lange hegten Sportlehrer und Sportverein den Wunsch nach einer Turnhalle, um den Sport nicht nur im Freien ausüben zu müssen. Dieser Wunsch wurde Wirklichkeit und die neue Halle konnte im Februar 1970 eingeweiht werden. 1971 ereilte die Volksschule in Rolfshagen eine gravierende Änderung. Sie wurde zur Mittelpunkt-Grundschule im Schulverbund Obernkirchen - Gelldorf - Rolfshagen. Nur die Klassen 1 bis 4 mit den Schülern aus Rolfshagen, Borstel, Poggenhagen und Bernsen blieben in Rolfshagen, ab Klasse 5 gingen die Schüler nach Obernkirchen zur Hauptschule.
Zum 31.07.1976 wurde die Grundschule Rolfshagen geschlossen. Ab August mussten alle Schüler in die Mittelpunktschule Rehren fahren. Ein Schulbusverkehr wurde eingerichtet. In das Gebäude in Rolfshagen zog die Albert-Schweitzer-Schule aus Obernkirchen, Sonderschule für Lernbehinderte, ein. Im Jahr 1991 ist neben dem Spielkreis die erste Kindergartengruppe des Auetals eröffnet worden. Zuvor sind die Kinder aus Rolfshagen in den Kindergärten Krainhagen und Steinbergen betreut worden. Nachdem die Sonderschule im Jahr 2000 in ihren Neubau nach Obernkirchen ziehen konnte, war der Platz für weitere Betreuungsangebote frei. Im Februar 2004 bot der Kindergarten die erste Ganztagsbetreuung im Auetal an. Seit August 2006 gibt es eine separate „Krippengruppe“ für Kinder ab 18 Monaten.
Bis auf zwei Räume, die der Sportverein nutzt, dem Ortsvorsteherbüro, dem Jugendtreff im Keller und einer Hausmeisterwohnung ist das Schulgebäude mit dem Kindergarten räumlich ausgelastet.   [zum Seitenanfang]

Die Turmuhr von Rolfshagen
Die Uhr wurde 1911 von der Fabrik Eduard Korfhage & Söhne in Buer (heute Melle) erbaut. Sie wurde in den Schulneubau eingebaut und mit der Schule im Jahr 1913 eingeweiht. Es handelt sich um eine mechanische Uhr mit „Graham-Hemmung“. Die Glocken dienten nicht nur der Zeitansage sondern konnten auch per Hand geläutet werden. Im Jahr 1939 wurden die Glocken abgebaut und zu Kriegzwecken eingeschmolzen. Erst 1949 wurden neue Glocken in der Glockengießerei J.F. Weule, Bockenem-Harz, gegossen. 1976 verstummten die Glocken, die Uhr stand still. Es hieß, das Uhrwerk sei nicht mehr reparabel.
Mit Gründung des Fördervereins Rolfshagen Aktiv entstand die Idee, die Turmuhr auch symbolisch für den Ort Rolfshagen aus ihrem langjährigen Schlaf zu wecken. Die von heimischen Fachwerkstätten bezifferten Reparaturkosten überstiegen die finanziellen Möglichkeiten des noch jungen Vereins erheblich. Darauf hin machte sich Peter Treff, seit über 30 Jahren Hobbyrestaurateur von alten Regulatoren, selbst an die Arbeit. Unterstützung fand Peter Treff durch Ralf Pommerinke, der sich für die alte Mechanik interessierte und als engagierter Mitstreiter zum Erfolg beitrug. Nach ca. 450 Arbeitstunden war es geschafft. Seit dem Jahr 2003 zeigt die Rolfshäger Turmuhr wieder pünktlich was die Stunde geschlagen hat.  [zum Seitenanfang]

Vereinsleben
Männergesangverein: Der erste Verein in Rolfshagen wurde 1881 gegründet. Es war der Männergesangverein „Liederkranz Rolfshagen“. Wegen Mangel an Sängern und Sängerinnen löste sich der Chor um 1960 auf.
Schützenverein  (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
Kriegerverein: 1891 entstand dieser Verein innerhalb des Männergesangvereins. Über Einzelheiten der Vereinstätigkeit ist nichts mehr bekannt. Man kann vermuten, dass es sich bei den Mitgliedern vorwiegend um Kriegsveteranen des Krieges 1870/71 gehandelt hat. Nach dem ersten Weltkrieg gab es eine Wiederbelebung oder Neugründung des Vereins. Nach dem zweiten Weltkrieg ist in Rolfshagen kein Kriegerverein wieder entstanden.
Turn- und Sportgemeinschaft Rolfshagen 1911 e. V. (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
Der Radfahrverein Wanderlust: Wann er gegründet wurde, weiß man nicht genau. Im Oktober 1919 war der Verein schon in Aktion. Man hatte sich eine eigene Vereinskluft zugelegt. Das Vereinslokal war die Gastwirtschaft „Zum Kühlen Grund“. Dort im Tanzsaal war genügend Platz zum Training. Manch junger Mann hätte auch gern mitgemacht, doch die Anschaffung eines Fahrrades war für viele finanziell noch nicht möglich. Das Ende dieses Vereins brachten dann endgültig auch die Gleichschaltungsbestimmungen.
Mandolinenclub: Der Club hatte wohl etwa 15 aktive Mandolinenspieler und ein paar Lauten. Sicher werden noch einige Nachwuchsspieler dazu gehört haben. Es gibt leider keine schriftlichen Dokumente über diesen Verein. Lediglich einige ältere Bürger Rolfshagens erinnern sich noch an Auftritte und Zupfmusik des Mandolinenclubs, der mit der sanften Muse für manches Ohr ein Gegenpol zu Trommlerchor oder Blasmusik war.
DRK-Ortsverein Rolfshagen (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
CVJM Rolfshagen e.V. (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
Sozialverband Deutschland e. V. (ehemals Reichsbund, besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
DLRG Ortsgruppe Rolfshagen e. V.  (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände)
Rolfshagen Aktiv e. V. (besteht bis heute - siehe unter Vereine / Verbände) [zum Seitenanfang]

 

 

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Letzte Änderung:
November 23. 2019 20:11:13